Was ist Advaita Vedanta?

Advaita Vedanta, oft einfach „Advaita“ genannt, ist eine philosophische und spirituelle Schule, die die indische Kultur und Religion unauslöschlich geprägt hat. Durch ihre Lehren hat sie Generationen von Denkern, Künstlern und spirituell Suchenden sowohl innerhalb als auch außerhalb der Grenzen Indiens beeinflusst. Doch was genau ist Advaita Vedanta und welche einzigartige Stellung nimmt es im breiten Spektrum des hinduistischen Denkens ein?

Im Sanskrit bedeutet „Advaita„nicht-dual“ und „Vedanta“ bedeutet übersetzt „das Ende (oder die Schlussfolgerung) der Veden„. In seiner grundlegendsten Form geht Advaita Vedanta also davon aus, dass die Wirklichkeit nicht-dual ist, d. h. dass es keinen wirklichen, grundlegenden Unterschied zwischen dem individuellen Selbst (oder der Seele) und dem Höchsten Selbst oder der letztendlichen Wirklichkeit gibt. Diese Idee steht im Gegensatz zu anderen Schulen des Hinduismus, die Dualitäten postulieren, wie etwa die getrennte Existenz der individuellen Seele und Gottes.

Sie ist eine der sechs orthodoxen Schulen (darshanas) des hinduistischen Denkens. Diese Schulen bieten unterschiedliche Sichtweisen und Praktiken, gelten aber alle als orthodox in dem Sinne, dass sie die Autorität der Veden anerkennen. Obwohl es innerhalb des Vedanta viele Schulen und Unterschulen gibt, ist Advaita vielleicht die bekannteste und am meisten diskutierte, sowohl innerhalb als auch außerhalb Indiens.

Geschichte und Ursprünge des Advaita Vedanta

Shankara fue uno de los grandes difusores del Advaita Vedanta.

Advaita Vedanta, als philosophische und spirituelle Schule, hat seine Wurzeln in einer jahrtausendealten Vergangenheit, die bis in die frühesten Annalen der indischen Tradition zurückreicht. Um die Entwicklung und den Einfluss des Advaita vollständig zu verstehen, ist es unerlässlich, seine Entwicklung anhand der heiligen Texte und der Schlüsselfiguren, die seine Lehre geprägt haben, zu verfolgen.

Die Upanishaden: Philosophische Grundlagen des Advaita

Bevor Advaita Vedanta offiziell als Denkschule anerkannt wurde, wurden seine Lehren bereits in den Upanishaden formuliert, einer Reihe esoterischer und mystischer Texte, die den letzten Teil der Veden, Indiens ältesten Schriften, bilden. Diese Texte befassen sich eingehend mit der Natur der Realität, des Bewusstseins und des Selbst.

Zentrale Ideen des Advaita, wie die Identität zwischen Atman (der individuellen Seele) und Brahman (der kosmischen Realität), sind in den Upanishaden tief verwurzelt. So bringen Aussagen wie „Tat Tvam Asi“ (Du bist das) und „Aham Brahmasmi“ (Ich bin Brahman) diese nicht-duale Identität direkt zum Ausdruck und kommen in diesen Texten immer wieder vor.

Die Upanishaden dienten als eine Art philosophisches Labor, in dem diese Ideen diskutiert, meditiert und verfeinert wurden. Obwohl Advaita Vedanta einen Großteil seiner Inspiration und Grundlage aus diesen Texten bezieht, ist es wichtig, sich daran zu erinnern, dass die Upanishaden auch als Grundlage für andere vedantische Schulen dienen, die ihre Lehren anders interpretieren.

Adi Shankaracharya: Festigung des Advaita

Obwohl nicht-duale Lehren in den Upanishaden zu finden sind, war es Adi Shankaracharya im 8. Jahrhundert n. Chr., der Advaita Vedanta als kohärente philosophische Schule wirklich konsolidierte und systematisierte. Der im heutigen Bundesstaat Kerala geborene Adi Shankaracharya, oft einfach Shankara genannt, war ein Wunderkind, das schon in jungen Jahren ein tiefes Verständnis der heiligen Texte bewies.

Shankara reiste ausgiebig durch Indien, debattierte mit Gelehrten verschiedener Traditionen und gründete Klöster (mathas). Während dieser Debatten verteidigte er energisch die Ideen des Advaita und war oft siegreich, was zu einer breiteren Akzeptanz seiner Lehren führte.

Sein bekanntestes Werk, die „Bhashyas“ oder Kommentare zu den Upanishaden, der Bhagavad Gita und den Brahma Sutras, gelten als die endgültigen Abhandlungen über Advaita Vedanta. In diesen Kommentaren hat Shankara die Prinzipien des Advaita klar und logisch formuliert, die Einwände anderer Schulen widerlegt und den Vorrang des nicht-dualen Denkens begründet.

Shankara war nicht nur ein großer Philosoph, sondern auch ein Dichter und Verehrer. Seine hingebungsvollen Kompositionen, die die Göttlichkeit und die nicht-duale Natur der Realität feiern, sind nach wie vor beliebt und werden in ganz Indien gesungen.

Shankaras Konsolidierung des Advaita Vedanta fand zu einem entscheidenden Zeitpunkt in der indischen Geschichte statt. In dieser Zeit sah sich der Hinduismus mit Herausforderungen durch andere Traditionen wie den Buddhismus und den Jainismus konfrontiert. Durch seine Debatten und Lehren verteidigte Shankara nicht nur Advaita Vedanta, sondern belebte auch den Hinduismus im Allgemeinen neu, indem er die Bedeutung der vedischen Schriften und der brahmanischen Tradition betonte.

Nach Shankara entwickelte sich Advaita Vedanta durch den Beitrag verschiedener Gelehrter und Lehrer weiter. Während viele von ihnen Shankaras Lehren bekräftigten und erweiterten, gab es auch solche, die leicht abweichende Interpretationen und Akzente setzten, was die Tradition weiter bereicherte.

Grundlegende Konzepte des Advaita

Advaita Vedanta ist eine reiche und komplexe Tradition, die sich mit einigen der tiefsten Fragen der Existenz befasst. Ihre Lehren beruhen auf einer Reihe von Schlüsselkonzepten, die als Pfeiler für das Verständnis ihrer nicht-dualen Weltsicht dienen. Lassen Sie uns diese grundlegenden Konzepte erkunden.

Brahman: Die Höchste Wirklichkeit

Brahman ist das zentrale Konzept des Advaita Vedanta. Es stellt die letzte Wirklichkeit dar, das zugrunde liegende Prinzip hinter allem, was existiert. Brahman ist ewig, unveränderlich, allgegenwärtig und transzendental. Es ist nicht durch Zeit, Raum oder Kausalität begrenzt. Es ist sowohl der Schöpfer als auch die Substanz der Schöpfung, transzendiert aber beide Kategorien. Im Advaita wird Brahman oft als „Sat-Chit-Ananda“ – Selbst, Bewusstsein und Glückseligkeit– beschrieben.

Atman: Das Selbst

Atman ist das essentielle Wesen oder die Seele eines jeden Menschen. Im Advaita Vedanta wird Atman als identisch mit Brahman angesehen. Diese nicht-duale Identität zwischen der individuellen Seele und der höchsten Realität ist der Eckpfeiler des Advaita. Während Brahman die makrokosmische Realität ist, ist Atman das mikrokosmische Gegenstück. Das wahre spirituelle Ziel besteht nach Advaita darin, diese Identität zu erkennen: zu realisieren, dass man nicht einfach der Körper oder der Geist ist, sondern Atman, der Brahman ist.

Maya: Die Illusion

Die Welt, die wir wahrnehmen, mit ihrer Vielfalt und Dualität, wird im Advaita als eine Manifestation von Maya gesehen. Maya ist nicht einfach eine „Illusion“ im westlichen Sinne; sie ist vielmehr die kosmische Kraft, die das Unveränderliche veränderlich und das Ewige vergänglich erscheinen lässt. Maya ist der Grund dafür, dass wir die Welt so wahrnehmen, wie wir sie wahrnehmen, aber sie ist auch das, was uns daran hindert, die letztendliche Realität von Brahman zu sehen. Es geht nicht darum, die Existenz der Welt zu leugnen, sondern zu erkennen, dass ihre Realität der von Brahman untergeordnet ist.

Avidya: Spirituelle Unwissenheit

Die Hauptursache des menschlichen Leidens ist laut Advaita Vedanta Avidya oder Unwissenheit. Dies ist keine gewöhnliche Unwissenheit, sondern ein Mangel an Verständnis für unsere wahre Natur. Aufgrund von Avidya identifizieren wir uns mit unserem Körper, unserem Geist und unserem Ego, anstatt mit dem Atman. Diese falsche Identifikation führt zu Begehren, Anhaftung, Angst und Leiden. Die Befreiung (Moksha) wird durch die Überwindung dieser Unwissenheit erreicht.

Moksha: Befreiung

Moksha ist die Befreiung aus dem Kreislauf von Geburt und Reinkarnation (Samsara). Es ist die Verwirklichung der eigenen wahren Natur als Atman, der Brahman ist. Moksha ist nicht etwas, das man nach dem Tod erlangt, sondern man kann es hier und jetzt erreichen. Es ist ein Zustand der vollständigen Befreiung von allen Anhaftungen und Leiden und wird durch die Verwirklichung der Nicht-Dualität von Atman und Brahman erreicht.

Guru: Der spirituelle Lehrer

Im Advaita Vedanta wird dem Guru oder spirituellen Lehrer große Bedeutung beigemessen. Der Guru wird als wesentlich angesehen, um den Aspiranten auf seinem Weg zur Verwirklichung zu führen. Ein wahrer Guru ist nicht einfach ein Lehrer oder Gelehrter, sondern jemand, der die Wahrheit des Advaita in seiner eigenen Erfahrung verwirklicht hat. Der Guru gilt als das Mittel, durch das die Wahrheit offenbart wird, und seine Gnade ist wesentlich für die Überwindung von Avidya.

Jnana Yoga: Der Weg der Erkenntnis

Während es im Hinduismus mehrere Wege (Yogas) zur Verwirklichung gibt, betont Advaita Vedanta den Jnana Yoga, den Weg der Erkenntnis. Durch Unterscheidung (viveka), Entsagung (vairagya) und tiefe Meditation (dhyana) strebt der Aspirant danach, die Unwissenheit zu überwinden und seine wahre Natur zu erkennen.

Die drei Prüfungen (Prasthanatrayi) des Advaita Vedanta

Das Herzstück der Advaita-Vedanta-Tradition sind drei Gruppen heiliger Texte, die unter dem Namen Prasthanatrayi bekannt sind, was wörtlich „die drei Quellen“ oder „die drei Prüfungen“ bedeutet. Diese grundlegenden Texte, bestehend aus den Upanishaden, der Bhagavad Gita und den Brahma Sutras, bilden die lehrmäßige Grundlage für alle Vedanta-Schulen, einschließlich Advaita. Lassen Sie uns in jeden dieser Texte eintauchen, um ihre Bedeutung und Relevanz für Advaita Vedanta zu verstehen.

Upanishaden: Mystische Offenbarungen

Die Upanishaden sind uralte Texte, die am Ende der Veden stehen, den ältesten Schriften des Hinduismus. Sie werden oft als Vedanta bezeichnet, was„das Ende der Veden“ bedeutet. Während sich die frühen Teile der Veden auf Rituale und Hymnen konzentrieren, markieren die Upanishaden eine Verlagerung hin zu Philosophie und Mystik.

Im Kontext des Advaita Vedanta sind die Upanishaden von unschätzbarem Wert, weil sie das Konzept der Nicht-Dualität zwischen Atman (der individuellen Seele) und Brahman (der kosmischen Realität) einführen und erforschen. Die bereits erwähnten Sätze wie „Tat Tvam Asi“ (Du bist das) und „Aham Brahmasmi“ (Ich bin Brahman) bringen diese grundlegende Lehre auf den Punkt. Die Upanishaden sind tiefgründige Dialoge und Meditationen, die die Natur des Seins, des Bewusstseins und der letztendlichen Realität erforschen.

Bhagavad Gita: Der göttliche Dialog

Die Bhagavad Gita, oft einfach als Gita bezeichnet, ist eine der beliebtesten und am meisten studierten Schriften des Hinduismus. Sie wird als Dialog zwischen dem Prinzen Arjuna und dem Gott Krishna, der sein Wagenlenker ist, dargestellt. Die Gita spielt auf dem Schlachtfeld von Kurukshetra, kurz vor dem Ausbruch eines großen Krieges, und behandelt Fragen der Pflicht, der Moral, des Lebens und des Todes.

Aus der Sicht des Advaita Vedanta ist die Gita aus mehreren Gründen wesentlich:

  • Krishna spricht in seinen Lehren an Arjuna ausführlich über die unveränderliche Natur des Atman, der ewig und unzerstörbar ist.
  • Obwohl in der Gita verschiedene spirituelle Wege wie Bhakti (Hingabe), Karma (Handlung) und Dhyana (Meditation) erörtert werden, ist die zugrunde liegende Lehre die Nicht-Dualität von Atman und Brahman.
  • Die Gita bietet eine praktische Sichtweise, wie das Leben aus einem nicht-dualen Verständnis heraus gelebt werden kann, und betont selbstloses Handeln und den Verzicht auf die Früchte der Handlungen.

Brahma Sutras: Die Logik des Vedanta

Die Brahma Sutras, auch als Vedanta Sutra bekannt, sind eine Reihe von Aphorismen, die versuchen, die Lehren der Upanishaden zu systematisieren und zu erklären. Diese von dem Weisen Vyasa verfassten Sutras sind dicht und oft kryptisch und bedürfen der Interpretation und Kommentierung.

Für das Advaita Vedanta sind die Brahma Sutras aus mehreren Gründen grundlegend:

  • Sie bieten eine logische und kohärente Struktur für die oft mystischen und esoterischen Lehren der Upanishaden.
  • Aufgrund ihrer Offenheit für Interpretationen wurden die Brahma Sutras im Laufe der Jahrhunderte von vielen Gelehrten und Lehrern kommentiert, darunter auch Adi Shankaracharya. In der Tat ist Shankaras Kommentar zu den Brahma Sutras grundlegend für die Schule des Advaita Vedanta.
  • In den Sutras werden verschiedene philosophische und theologische Ansichten angesprochen und widerlegt, wobei der Vorrang des Vedanta begründet und die nicht-duale Sichtweise verteidigt wird.

Verbundenheit und Komplementarität

Was das Prasthanatrayi so wesentlich für das Advaita Vedanta macht, ist die Art und Weise, wie diese drei Texte sich gegenseitig ergänzen und verstärken. Während die Upanishaden direkte Offenbarungen von erleuchteten Weisen liefern, bietet die Bhagavad Gita praktische Anleitungen, um diese Lehren im täglichen Leben zu leben. Die Brahma Sutras wiederum liefern eine logische und strukturierte Grundlage für diese Lehren.

Zusammen bilden diese Texte eine umfassende Grundlage für das Studium und die Praxis des Advaita Vedanta. Sie dienen als Wegweiser für spirituelle Aspiranten und führen sie vom anfänglichen Verständnis bis zur endgültigen Verwirklichung der Nicht-Dualität.

Die Praxis des Advaita Vedanta

Obwohl Advaita Vedanta in seiner Essenz zutiefst philosophisch ist, ist es nicht frei von konkreten Praktiken und Disziplinen. Diese Praktiken sind für die innere Transformation des Einzelnen und für die direkte Verwirklichung der in den Schriften dargelegten Wahrheiten unerlässlich. Schauen wir uns einige der wichtigsten Praktiken und Disziplinen in der Vedanta-Tradition an.

Shravana (Zuhören)

Shravana bezieht sich auf das aufmerksame Zuhören der Schriften, insbesondere der Upanishaden, der Bhagavad Gita und der Brahma Sutras. Es ist kein oberflächliches oder passives Zuhören, sondern ein tiefes Eintauchen in die Lehren, oft unter der Anleitung eines kompetenten Lehrers (guru). Durch shravana erwirbt man ein intellektuelles Verständnis der Non-Dualität und anderer wesentlicher Konzepte.

Manana (Reflexion)

Wenn man die Lehren gehört und verstanden hat, ist es wichtig, über sie nachzudenken. Manana ist ein bewusster Prozess des Nachdenkens und der Kontemplation, um das Wissen zu assimilieren und zu verinnerlichen. Dazu gehört es, Zweifel auszuräumen, die Lehren aus verschiedenen Blickwinkeln zu analysieren und sicherzustellen, dass das Verständnis klar und unzweideutig ist.

Nididhyasana (Tiefe Meditation)

Nach dem Zuhören und Nachdenken ist eine tiefe Meditation über die gewonnene Wahrheit unerlässlich. Nididhyasana ist nicht einfach eine Konzentrationsübung; es ist eine totale Absorption in die Wahrheit von Advaita, ein Eintauchen in das nicht-duale Bewusstsein von Brahman. Durch diese Meditation wird das Wissen zur direkten Erfahrung.

Viveka (Unterscheidungsvermögen)

Viveka ist die Fähigkeit, zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen, dem Ewigen und dem Vergänglichen zu unterscheiden. Auf dem Pfad des Advaita ist es unerlässlich, diese Unterscheidung zu kultivieren, um zwischen dem Atman, der unveränderlich und ewig ist, und der Welt von Maya, die veränderlich und vergänglich ist, zu unterscheiden.

Vairagya (Losgelöstheit)

Zusammen mit Viveka ist die Loslösung oder der Verzicht auf weltliche Vergnügungen und Anhaftungen wesentlich. Vairagya bedeutet nicht Abneigung gegen die Welt, sondern vielmehr Freiheit von ihrem Einfluss. Es ist die Erkenntnis, dass das wahre Glück nicht in den Objekten der Welt zu finden ist, sondern in der Verwirklichung des wahren Selbst.

Sadhana Chatushtaya (Die vier Disziplinen)

Hierbei handelt es sich um eine Reihe von vier vorgeschriebenen Disziplinen, die als Grundlage für den Aspiranten des Advaita gelten. Diese sind:

  • Shama (Kontrolle des Geistes): Dies bezieht sich auf den Zustand, in dem der Geist ruhig und frei von Aufregung ist. Es ist nicht einfach die Abwesenheit von Aktivität, sondern ein Zustand, in dem der Geist zentriert, friedlich und unabgelenkt ist.
  • Dama (Kontrolle über die Sinne): Es ist die Kontrolle und Beherrschung der Wahrnehmungs- und Handlungsorgane, die sie daran hindert, sich wahllos nach sinnlichen Objekten zu verstreuen. Es bedeutet, kein Sklave der Sinneswünsche und -reize zu sein.
  • Uparati (Entsagung): Mehr als bloßer körperlicher Rückzug oder äußere Entsagung, bezieht sich Uparati auf eine innere Entsagung. Es bedeutet, dass man kein intensives Verlangen oder Anhaftung an sinnliche oder weltliche Vergnügungen hat. Auch wenn man weiterhin an weltlichen Aktivitäten teilnimmt, ist man nicht emotional an sie gebunden oder durch die Veränderungen und Schwankungen des Lebens beunruhigt.
  • Titiksha (Toleranz): Bedeutet die Fähigkeit, die Schwierigkeiten, Leiden und Widrigkeiten des Lebens zu ertragen, ohne sich zu beschweren oder gestört zu werden. Es ist Ausdauer im Angesicht der Höhen und Tiefen des Lebens. Es geht nicht nur darum, Schmerzen oder Entbehrungen zu ertragen, sondern auch darum, einen ausgeglichenen Geisteszustand sowohl in angenehmen als auch in schmerzhaften Situationen zu bewahren. Sich nicht von übermäßiger Freude oder Euphorie mitreißen zu lassen und in schwierigen Zeiten nicht in Verzweiflung zu verfallen.

Satsanga (Gesellschaft der Weisen)

Im Advaita Vedanta wird es als vorteilhaft angesehen, sich in der Gesellschaft von verwirklichten Lehrern und spirituell orientierten Mitaspiranten aufzuhalten. Satsanga bietet eine Atmosphäre der Unterstützung, Inspiration und direkten Klärung von Zweifeln oder Verwirrungen.

Atma Vichara (Selbsterforschung)

Eine wesentliche Praxis im Advaita ist die kontinuierliche und tiefgreifende Erforschung der Natur des Selbst: „Wer bin ich? Diese Erkundung führt den Aspiranten über oberflächliche Identifikationen mit Körper und Geist hinaus zu einem direkten Verständnis des Atman.

Unterschiede des Advaita Vedanta zu anderen Schulen

Vedanta basiert auf der zentralen Idee der Nicht-Dualität und ist nur eine von vielen philosophischen Traditionen innerhalb des breiten Spektrums des Hinduismus. Obwohl sie sehr respektiert und von vielen befolgt wird, gibt es auch andere Schulen, die alternative Perspektiven auf die Realität, das Selbst und die Befreiung vertreten. Ein Vergleich von Advaita mit diesen Schulen hebt nicht nur seine einzigartigen Merkmale hervor, sondern wirft auch ein Licht auf die reiche Vielfalt des Denkens innerhalb der indischen Philosophien.

Dvaita Vedanta

  • Advaita-Ansicht: Advaita geht davon aus, dass die individuelle Seele (Atman) und die höchste Wirklichkeit (Brahman) im Wesentlichen eins sind. Es gibt keinen Unterschied zwischen ihnen.
  • Dvaita-Ansicht: Das von Madhvacharya begründete Dvaita Vedanta geht von einer klaren Dualität zwischen Atman und Brahman aus. Nach dieser Schule sind Gott und die individuellen Seelen ewig verschieden, und dieser Unterschied wird auch nach der Befreiung nie aufgehoben.

Vishishtadvaita Vedanta

  • Advaita-Ansicht: Die Wirklichkeit ist nicht-dual.
  • Vishishtadvaita-Ansicht: Vishishtadvaita oder „qualifizierte Nicht-Dualität“ wurde von Ramanuja vorgeschlagen und akzeptiert, dass Brahman die einzige Realität ist. Individuelle Seelen und das Universum sind jedoch reale Modi oder Attribute dieses Brahman. Während Brahman also grundlegend ist, sind die Seelen und das Universum keine bloßen Illusionen, sondern tatsächliche Manifestationen von Brahman.

Samkhya und Yoga

  • Advaita-Ansicht: Befreiung wird durch das Erkennen der wesentlichen Einheit von Atman und Brahman erreicht.
  • Samkhya-Ansicht: Diese dualistische philosophische Schule sieht einen klaren Unterschied zwischen Purusha (Bewusstsein) und Prakriti (Materie). Befreiung (moksha) wird erreicht, wenn man diesen Unterschied erkennt und sich von Prakriti trennt.
  • Ansicht von Yoga: Obwohl Yoga viele Konzepte mit Samkhya teilt, fügt es die Idee von Ishvara oder persönlicher Göttlichkeit hinzu. Yoga, wie es in den Yoga Sutras von Patanjali dargestellt wird, betont meditative Praktiken, um Befreiung zu erlangen.

Nyaya und Vaisheshika

  • Advaita-Ansicht: Die Wirklichkeit ist nicht-dual und die Welt der Erfahrung ist maya oder Illusion.
  • Nyaya-Ansicht: Eine logisch-epistemologische Schule, die sich auf Logik und Diskussion stützt, um zur Wahrheit zu gelangen. Sie erkennt eine Vielzahl von ontologischen Kategorien an.
  • Vaisheshika-Ansicht: Die von Kanada begründete Vaisheshika-Ansicht geht davon aus, dass alles auf eine begrenzte Anzahl von Atomen (paramanus) reduziert werden kann. Im Gegensatz zu Advaita, das die phänomenale Welt als illusorisch ansieht, betrachtet Vaisheshika sie als real.

Buddhismus

  • Advaita-Ansicht: Die Essenz des Individuums, der Atman, ist identisch mit Brahman.
  • Buddhistische Sichtweise: Der Buddhismus, insbesondere in seiner Theravada-Form, lehnt die Idee eines ewigen Atman oder Selbst ab. Stattdessen lehrt er die Doktrin des Anatman oder „Nicht-Selbst“. Der Mahayana- und vor allem der Zen-Buddhismus weisen hinsichtlich der Natur der Realität und der Erfahrung der Erleuchtung einige Ähnlichkeiten mit dem Advaita auf, auch wenn die Kontexte und Terminologien unterschiedlich sind.

Jainismus

  • Advaita-Ansicht: Verblendung (maya) ist die Ursache von Unwissenheit und Leiden.
  • Ansicht des Jainismus: Der von Mahavira gegründete Jainismus führt das Konzept des „Karma“ als feine Partikel ein, die sich an die Seele heften und ihre wahre Natur verschleiern. Die Befreiung wird erreicht, indem die Seele von diesem materiellen Karma gereinigt wird.

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